Die Folge ist, dass mancher Mieter nicht zahlen kann, nicht zahlen will oder einfach nicht reagiert. Hat die Betriebskostennachzahlung sogar die Höhe von zwei Brutto-Monatsmieten erreicht oder überschritten, fragen sich viele Vermieter, ob sie – neben dem Mahnbescheid bzw. der Zahlungsklage – den Mieter auch außerordentlich fristlos kündigen können. Denn bei einem Mietrückstand in dieser Höhe wäre das möglich.
Tatsächlich ist aber bei einer offenen Betriebskostennachzahlung einiges anders als bei offenen Mietzahlungen. Und genau darum dreht es sich in diesem Artikel.
Bei zwei offenen Mieten fristlose Kündigung – aber nicht bei offener Betriebskostennachzahlung
Ist ein Mieter mit mindestens einem nicht unerheblichen Teil der Miete für zwei aufeinanderfolgende Termine oder mit zwei Monatsmieten für einen längeren Zeitraum als für zwei aufeinanderfolgende Termine in Verzug, ist der Vermieter berechtigt, den Mieter aus wichtigem Grund außerordentlich fristlos zu kündigen, § 543 Abs. 2 Nr. 3 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). Damit stellt sich die Frage, ob eine solche Kündigung auch möglich ist, wenn eine offenstehende und ergebnislos angemahnte Betriebskostennachzahlung erheblich ist bzw. zwei Brutto-Monatsmieten erreicht.
Dies würde voraussetzen, dass die Betriebskostennachzahlung mit der Miete vergleichbar wäre, es sich also bei der Nachzahlung um periodisch wiederkehrende Zahlungsverpflichtungen in gleicher Höhe handeln würde. Das ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr stellt eine Betriebskostennachzahlung eine Einmalzahlung dar, die mangels periodisch wiederkehrender Zahlungsverpflichtung nicht mit einer Mietzahlung gleichzusetzen ist (Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe, Rechtsentscheid vom 26.07.1984, Az.: 4 W-RE 386/84; Amtsgericht (AG) Köpenick, Urteil vom 15.08.2013, Az.: 13 C 66/13; AG Hamburg-Bergedorf, Urteil vom 04.12.2012, Az.: 409 C 174/12). Eine außerordentlich fristlose Kündigung wegen Zahlungsverzuges nach § 543 Abs. 2 Nr. 3 BGB ist daher bei einer offenen Betriebskostennachzahlung nicht möglich.
Fristlose Kündigung wegen unzumutbarem Mietverhältnisses: Offene Nachzahlung alleine reicht nicht
Nach der Rechtsprechung müssen zu der nicht geleisteten Nachzahlung jedoch weitere Umstände hinzutreten, damit eine besonders schwere Vertragsverletzung gegeben ist (OLG München, Urteil vom 28.02.2001, Az.: 3 U 5169/00). Dabei ist auf den Einzelfall abzustellen. Mögliche weitere Umstände können etwa die wiederholte Nichtzahlung erheblicher Geldbeträge (mindestens eine Brutto-Monatsmiete) und eine vor der Kündigung erteilte Abmahnung sein, die nach § 543 Abs. 3 BGB hier weitere Voraussetzung für eine außerordentlich fristlose Kündigung ist.
Fristgemäße Kündigung: Wegen schuldhafter erheblicher Pflichtverletzung möglich
Der Vermieter kann ordentlich fristgemäß kündigen, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat, weil der Mieter seine vertraglichen Pflichten schuldhaft nicht unerheblich verletzt hat, § 573 Abs. 2 Nr. 1 BGB. Dabei muss die Pflichtverletzung nicht so schwer wie bei einer außerordentlich fristlosen Kündigung sein. Vielmehr dürfte es bereits ausreichen, wenn die Gefahr besteht, dass die Nachzahlungsforderung ausfällt, wobei aber ein nicht unerheblicher Betrag (ab ca. einer Brutto-Monatsmiete) zugrunde zu legen ist.
Hat eine Mieterin den Betrag für die Betriebskostennachzahlung vom Job-Center zur Weiterleitung an den Vermieter erhalten, aber das Geld für eigene Zwecke verbraucht, ist eine ordentlich fristgemäße Kündigung aufgrund dieser schuldhaften erheblichen Pflichtverletzung rechtens (Landgericht (LG) Berlin, Urteil vom 04.05.2012, Az.: 65 S 14/11).
Darauf muss bei der Kündigung besonders geachtet werden
Folgende Punkte sind bei einer Kündigung wegen Nichtzahlung der Betriebskostennachzahlung äußerst wichtig:
Kündigung muss stets zeitnah erfolgen
Fordert der Vermieter den Mieter ergebnislos unter Fristsetzung zur Nachzahlung der Betriebskosten auf, ist die nachfolgende ordentlich fristgemäße Kündigung unwirksam, wenn diese erst zwei Monate nach Ablauf der gesetzten Frist erfolgt. Hier muss der Mieter nicht mehr mit einer Kündigung rechnen, sondern nur mit einer Zahlungsklage (AG Tempelhof-Kreuzberg, Urteil vom 27.12.2012, Az.: 16 C 497/11).
Keine Kündigung bei Einwänden oder Belegeinsicht
Bei konkreten weiterhin bestehenden Einwänden des Mieters sollte der Vermieter zunächst auf eine Räumungsklage (nach zuvor erfolgter Kündigung) verzichten und nur eine Zahlungsklage einreichen. Denn würde sich im Räumungsprozess herausstellen, dass die Einwände berechtigt sind, müsste der Vermieter die im Vergleich zu einer Räumungsklage meist höheren Prozesskosten zahlen.
Hallo,
ich wohne seit 2001 in einer 65 qm großen Wochnung zur Miete. In meinem Mietvertrag ist die Zahlung von anteiliger Grundsteuer nicht angekreuzt. Mein Vermieter ist letztes Jahr gestorben und die Tochter hat übrnommen. Jetzt habe ich einen Vertragsergänzung bekommen, die die Bezuahlung der Grundsteuer beinhaltet und eine Abrechnung, wonach ich rückwirkend 285 Euro Grundsteuer bezahlen soll. Ich habe um die Belege gebeten, weil ich den Betrag als viel zu hoch erachte, ich denke das große Gartengrundstück ist mit reingerechnet, wo ich aber keinen Zutritt habe. Auch habe ich keine Garage bekommen, die aber auch zum Grundstück gehören. Ich würde also jeden Monat statt 770 Euro 800 Euro bezahlen. Ich stelle mich also schlechter als vorher. Ist das rechtens? Da ich eine Rückzahlung hatte wurde die Grundsteuer damit verrechnet, und es bleibt ein Restbetrag übrig. Darf sie das.
Vielen Dank und Gruß
Rita Schuze aus Stuttgart (Es ist übrigens ein 3Famlienhaus)
Hallo Rita,
es können nur die Betriebskosten umgelegt werden, deren Umlage im Mietvertrag vereinbart ist. Ein Nachtrag ist eine Art neuer Vertrag, dem Sie natürlich nicht zustimmen müssen.
Viele Grüße
Dennis Hundt